MDR1-Defekt beim Hund
Bei folgenden Hunderassen ist ein Erbdefekt im sog. MDR1-Gen weit verbreitet:
- Collie, Australian Sheperd, Shetland Sheepdog, Bobtail, Border Collie
Longhaired Whippet, Silken Windhound
Mac Nab, English Sheperd, Weißer Schäferhund, Dt. Schäferhund,
- sowie deren Mischlinge
Was ist MDR1?
- MDR1 ist ein Membrantransporter für Arzneistoffe.
Zur Zeit sind über 100 verschiedene Arzneistoffe bekannt, die von MDR1 transportiert werden.
Bedeutung von MDR1 für den Arzneistofftransport
- An der Blut-Hirn-Schranke verringert MDR1 den Übergang von Arzneistoffen aus dem Blut in das Zentrale Nervensystem (ZNS);
- im Darm wird durch MDR1 der Eintritt von Arzneistoffen in den Organismus begrenzt;
- in Leber und Niere ist MDR1 direkt an der aktiven Ausscheidung von Arzneistoffen über Galle bzw. Urin beteiligt;
- Schutz vor Eindringen von Arznei- und Fremdstoffen in die Vorläuferzellen des blutbildenden Systems
MDR1-Gendefekt
- Dieser Gendefekt der bei zahlreichen Hunderassen (siehe oben) verbreitet ist, kann reinerbig (homozygot) MDR1 -/-, oder mischerbig (heterozygot) MDR1+/- vorliegen.
MDR1 intakte Hunde werden als MDR1 +/+ beschrieben.
MDR1-/- Hunde weisen einen vollständigen Funktionsverlust des Transporters auf.
- Darm: Aufnahme von Arzneistoffen ist erhöht
- Leber und Niere: Ausscheidung von Arzneistoffen ist eingeschränkt
- Blut-Hirn-Schranke: Arzneistoffe können diese Barriere leichter überwinden.
- Fehlender Schutz der Vorläuferzellen des Blutbildenden Systems von Arzneistoffen
Außer der Arzneistoffüberempfindlichkeit kommt es bei MDR1-/- Hunden zu einer Fehlsteuerung endokriner Regelkreise ( Absonderung von Hormonen in den Blutkreislauf). Dies äußert sich in erniedrigten Cortisolspiegeln und führt dadurch u.a. zu eingeschränkter Stressbewältigung.
Auch gibt es Hinweise, dass MDR1-/- Hunde häufiger zu chron. entzündlichen Darmerkrankungen neigen.
Daraus folgt:
- MDR1-/- Hunde können bei Behandlung mit bestimmten Arzneistoffen vermehrt Vergiftungserscheinungen zeigen.
- Es wird empfohlen, bei den besonders betroffenen Rassen den MDR1-Genstatus durch eine Blutuntersuchung zu bestimmen.